"Zwei breite, brüchig gemalte gelbe Striche vor blauem Grund sind zunächst einmal zwei breite, brüchig gemalte Striche vor blauem Grund. Der Rest bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen. Der verlieh Johannes Cernota mit seinem Klavierspiel Flügel. Zart tupfte er die Töne bei dieser Komposition in den Raum, meditativ erklang sein Spiel und nahm den Zuhörer und Zuschauer mit in eine Welt aus Farben und Tönen, in der sich Eindrücke aus Malerei und Musik miteinander verbinden.
Es war ein Experiment, zu dem die Goethe-Gesellschaft ihr Publikum eingeladen hatte – ein gelungenes und anregendes. Johannes Cernota ist ein Künstler, wie man ihn nur selten findet. Er komponiert, spielt Klavier, malt und modelliert – und das alles auf beachtlichem Niveau. Wer sich einen weitergehenden Eindruck von seinem Schaffen als Maler und Bildhauer verschaffen möchte, hat dazu derzeit beim Nordenhamer Kunstverein Gelegenheit.
Johannes Cernota spielte Musik zu einem Zyklus von ihm kreierten sieben Bildern. Er tat das mit dem sicheren Gespür eines Jazzmusikers für die Kraft der Improvisation und lotete dabei eine breite Palette von Stimmungen aus. Es war beeindruckend. Ein Seelenverwandter Johannes Cernotas dürfte Erik Satie (1866-1925) gewesen sein. Auch er hat Musik zu Bildern geschrieben und zudem Verse zu vielen seiner Kompositionen verfasst.
Im ersten Teil seines Konzertes gab der bundesweit als Satie-Interpret geschätzte Johannes Cernota einen Einblick in das Werk des französischen Komponisten, der seine Tonkunst mit surreal-dadaistischen Sätzen garniert hat wie "Der Mond ist mit seinen Nachbarn zerstritten" oder "Dieses Werk ist absolut unverständlich, selbst für mich." Satie ist schräg, heiter und amüsant. Und Johannes Cernota hat mit seiner unprätentiösen, lockeren Art an dem Abend sicherlich eine Reihe der Konzertbesucher dazu angeregt, sich eingehender mit Satie zu befassen.
Den Mittelteil bildeten Walzer und Etüden von Frédéric Chopin (1810-1849), bei denen Johannes Cernota sein großes Können als Pianist in seiner ganzen Komplexität demonstrieren konnte. Johannes Cernota ist für sein Spiel unter anderem mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet worden.
Er erklärte viel zu der Musik, die er vorstellte, und er ließ das Publikum teilhaben an den Konzepten seines Schaffens als Maler und Musiker. Das war ein weiterer Pluspunkt eines gelungenen Abends. (Kreiszeitung Wesermarsch, Nordenham, 27.09.2010)